So geht es einem wenn man vorzeitig den Bausparvertrag kündigt!
Mit Bausparverträgen ist es ja so eine Sache. Von Bankenmitarbeitern einerseits heftig beworben, geniessen sie andererseits unter aufmerksamen Beobachtern einen etwas zweifelhaften Ruf. Eine geringe Verzinsung und eine völlig überbewertete staatliche Prämie nehmen viel von dem Glanz dieser allerdings in Österreich sehr beliebten Sparform.
Auch der Konsument, das österreichische Konsumentenmagazin, berichtete bereits 2009 in Bezug auf die Bausparer von „geschönten Angeboten“ und „unrealistischen Berechnungsmodellen auf den Homepages und in den Verkaufsprospekten.“ Doch der Bausparer ist in Österreich immer noch sehr beliebt. 2010 wurden über über eine Millionen Verträge in dieser Sparform abgeschlossen. Wobei man natürlich die Beliebtheit auch in Frage stellen könnte. Vielleicht wäre die Umschreibung „von den Banken erfolgreich beworben“ besser und passender.
Warum sollte man den Bausparvertrag vorzeitig kündigen?
Wie sind Sie auf diesen Artikel gestossen? Wollen Sie Ihren Bausparer vorzeitig kündigen?
Einer meiner Leser hat sich dazu entschieden seinen Bausparvertrag vorzeitig zu kündigen. Seine Erfahrungen und Motive möchte ich hier in diesem Artikel gründlich und ausführlich beleuchten.
Hier ist das Dokument der Bank:
Kündigung sofort noch vor Ablauf der gesetzlichen Bindungsfrist ohne Prämienauszahlung.
Was wird abgezogen?
– 150,00 Euro … Kündigungsgebühr
– 126,00 Euro … Prämienrückrechnung
– 058,43 Euro … Zinsenstorno
Kurzes Gespräch mit dem betroffenen Bankkunden
Wie steht der Bankkunde nun zu den Abzügen? Die Prämienrückrechnung liegt auf der Hand, aber wie begründet sich die Kündigungsgebühr von 150 Euro? Das kurze Gespräch mit dem Betroffenen möchte ich meinen Lesern nicht vorenthalten.
Kreditheini.at: Wie lange wäre der Bausparvertrag noch gelaufen?
Leser: Wenn ich mich recht erinnere, wäre der Bausparer noch bis Dezember 2014 gelaufen.
Kreditheini.at: Was war der Grund für die Kündigung?
Leser: Ich überlegte lange ob ich meinen Bausparer nicht auflösen sollte. Schlussendlich waren folgende Gründe entscheidend.
1. Der Zinssatz deckt die jährliche Inflation nicht ab. In Folge dessen verliert das angesparte Geld an Kaufkraft.
2. Während das angelegte Kapital am Bausparkonto an Kaufkraft verliert, bezahle ich für einen offenen Kredit fast fünf Prozent Zinsen. Somit fahre ich am kostengünstigsten, wenn ich meine monatliche Kreditrate um den Betrag erhöhe, den ich eigentlich auf das Bausparkonto legen würde.
3. Da ich den besagten Kredit für eine kleine Eigentumswohnung aufnahm und kleine Wohnungen in Zentrumsnähe ständig an Wert gewinnen, ist für mich die effektivste Form zu sparen meinen Kredit abzubezahlen. Schließlich entwertet die Inflation nur die Kaufkraft des Geldes und nicht den Wert der einer Immobilie innewohnt. Inflation heißt in Folge dessen, dass das Geld, welches ich heute verdiene morgen weniger wert ist. Hinzukommt, dass in der Zeit in der mein erspartes Kapital an Wert verliert, sich meine Schulden durch den Zinseszins vermehren. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Wer Schulden hat und gleichzeitig versucht Geld für später anzulegen, den trifft die Inflation doppelt.
4. Zu diesen Überlegungen gesellte sich die Frage, was passiert, wenn das Finanzsystem zusammenbricht. Laut Experten gibt es zwei Szenarien: a. Hyperinflation, dies bedeutet, dass ich meine Schulden nicht mehr bezahlen kann, weil mein Geld nichts mehr wert ist und ich in Folge dessen Gefahr laufe meine fast abbezahlte Wohnung zu verlieren. b. Währungsschnitt, dies bedeutet für mich, dass das Bankguthaben zu einem gewissen Teil entwertet wird, die Schulden aber bestehen bleiben. Das Ansparen von Kapital, wäre somit vergeben Liebesmüh gewesen.
5. Der letzte Punkt, der für die Entscheidung sprach mein Bausparkonto aufzulösen, war, dass ich damit ein Zeichen setzen wollte, dass ich diesem Polit- und Bankensystem nicht mehr traue. Ich weiß, dass es keine weltbewegende Sache ist, wenn ein Einzelner ein Konto auflöst. Jedoch bin ich mir sicher, dass dieses Zeichen besser verstanden wird, als das Kreuzerl machen am Wahltag.
Kreditheini.at: Bei Punkt 4 muss ich einwenden dass bei einer Hyperinflation nicht nur Dein Geld an Wert verliert, sondern auch Deine Schulden. Oder etwa nicht?
Leser: Wenn eine Hyperinflation stattfindet, kann ich meinen Kredit nicht mehr zurückzahlen, weil dieser durch einen Index gegen Inflation abgesichert ist. Somit ist mein Geld nichts mehr wert, der Kredit aber trotzdem zurückzuzahlen. Für mich wer es somit logisch, dass sich die Bank meine Wohnung als Sicherheit einstreift. Kann mich aber auch täuschen.
Kreditheini.at: Kann man so oder so sehen. Es gibt da ein Beispiel aus dem ehemaligen Jugoslawien. Ein kroatischer Bosnier hat sich vor 30 Jahren ein Hotel mit Gaststätte im ehemaligen Jugoslawien gebaut. Als es dort auf Grund des Bürgerkrieges mit der Wirtschaft den Bach runter ging, hat er als Schuldner davon riesig profitiert. Er hatte das unten verpachtet und in Deutschland gearbeitet und dementsprechend verdient. In Jugoslawien hatten die so eine Inflation, dass bedingt durch den Wechselkurs fast täglich seine Schulden abnahmen. Aber das funktionierte wie gesagt nur durch den Wechselkurs. Wenn du da lebst, wo die Inflation ist, nutzt dies nichts. Deine Schulden bleiben. Das ist die eine Sichtweise. Wenn Du aber nun auf dem Höhepunkt der Hyperinflation Wertsachen zu verkaufen hast, zum Beispiel als Nebenerwerbslandwirt Fleisch und Eier, dann kannst Du dafür auf Grund der Inflation viel mehr verlangen als sonst üblich. Während der Hyperinflation der 20er Jahre in Österreich hat ja ein Laib Brot einen Millionen oder Milliardenbetrag gekostet. So einer tut sich dann natürlich viel leichter seine Schulden mit dem entwerteten Geld zu tilgen. Das ist die andere Sichtweise. Hat man keine Wertsachen zu verkaufen, sondern nur den Lohn vom Arbeitergeber, der nicht der Inflation angepasst wird, dann ist es richtig. Dann ändert sich nichts an dem Wert seiner Schulden.
Leser: Weiß nicht, ob es das wirklich gibt. Der Zinssatz ist jedoch sicher indexgesichert. Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dem Ottonormalbürger etwas geschenkt wird!
Kreditheini.at: Nun gut. Kommen wir nicht vom Thema ab. Es geht ja um die Kündigung des Bausparvertrages. Wie hast Du die Kostenaufstellung mit der Kündigungsgebühr (Dokument oben) empfunden?
Leser: Dass ich erhaltene Zinsen zurückbezahlen muss, erscheint mir logisch. Wenngleich die Bank für mein Geld von einem Schuldner auch Zinsen verlangt hat und dieser diese jetzt, wo ich meine Zinsen zurückbezahlen muss, sicher nicht rückerstattet bekommt. Eine Kündigungsgebühr von 150 Euro halte ich für sehr dreist, dies steht in keinem Verhältnis zum durch das Auflösen des Kontos entstandenen Aufwand. Gerade wenn man bedenkt, dass die Bank ja auch Gewinn machte, weil ich die Zinsenstorno (fast 60 Euro) bezahlen musste. Die Rückrechnung der erhaltenen Prämien sehe ich als gerechtfertigt an. Dass ich die bezahlte Kest rückerstattet bekam, hat mich verwundert.
Kreditheini.at: Würdest Du es noch einmal machen?
Leser: Die Frage wird sich kaum stellen, da ich solange ich Schulden habe keinen Bausparer mehr abschließen werde. Falls ich wieder einmal einen Bausparer abschließen sollte, würde ich im Vorhinein eine möglichst geringe Kündigungsgebühr aushandeln. Meine Entscheidung, den Bausparer vorzeitig aufzulösen, betrachte ich auch heute noch als richtig, weil ich dadurch meinen offenen Kredit um über ein Drittel reduzieren konnte, seither weniger Zinsen zu zahlen habe, und ruhiger schlafen kann.
Kreditheini.at: Besten Dank für das Gespräch!
Leser: Bitte, gerne!
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möchte den bausparer ruhend stellen oder so möglich wie wenig einzahlen
in monat
bleibt mir die prämie die ich erhalten habe
für mich ist bausparkürzung schlicht und einfach gesagt vertagsbruch