„Sie retten lieber die Banken statt die Bürger“
Was der ehemalige Wirtschaftsminister von Argentinien Griechenland rät.
„Sie retten lieber die Banken statt die Bürger“, erklärt der ehemalige Wirtschaftsminister von Argentinien Roberto Lavagna in der Zeitung „Liberacion“.
Wie in der Publikation angeführt wird, war R. Lavagna Initiator der Schuldenumstrukturierung von Argentinien, als das Land vor einem Jahrzehnt tief in eine Krise gesunken war. Bei Übernahme seines Amtes im April 2002 war die Währung des Landes (der Peso) um 70% abgewertet, das Land rief Zahlungsstillstand aus, und die Arbeitslosigkeit explodierte förmlich.
Gemäß dem ehemaligen Minister gibt es Ähnlichkeiten zwischen der griechischen Krise und jener von Argentinien, zumindest auf wirtschaftlicher Ebene: Das Haushaltsdefizit, Defizite der Leistungsbilanz, der senkrechte Abfall des BIP, Verschuldung, Explosion der Arbeitslosigkeit und alle makroökonomischen Daten sind in beiden Fällen ähnlich.
Auf sozialer Ebene habe Griechenland ein besseres Schicksal gegenüber Argentinien, wobei auf institutioneller Ebene Argentinien, im Gegensatz zu Griechenland, welches Mitglied des stärksten wirtschaftlichen Zusammenschlusses der Welt sei, isoliert war.
Lavagna hatte, nachdem bereits zwei Hilfspakete von insgesamt 51 Milliarden Euro vom IWF bezogen worden waren, beschlossen, den Weg für Argentinien zu ändern. Er deklarierte, das Land würde selbst aus der Krise heraus finden, suchte um eine teilweise Fristausweitung an und musste alle Schuldzinsen und einen Teil des Kapitals abbezahlen.
Der IWF würde immer ein bestimmtes Programm zur steuerlichen Anpassung vorgeben, das auf der Reduzierung des Geldes, das an die Bürger geleistet wird, basiert, unter Kürzung von Gehältern, Pensionen, Beihilfen, aber auch der Ausgaben für öffentliche Projekte, die Arbeitsplätze schaffen, damit auf diese Weise Geld eingespart würde, um die Gläubiger zu bezahlen. Somit würden ausschließlich die Banken unterstützt und nur die finanziellen Interessen geschützt werden.
In Bezug auf die Griechenland-Krise schlägt der ehemalige Wirtschaftsminister Argentiniens vor, das Land solle, statt die Banken zu unterstützen, in Erziehung, Technologie, Wissenschaft und Strukturen investieren, sowie den Dienstleistungs- und Tourismussektor produktiver gestalten.
Zuletzt weist er darauf hin, dass die Gefahr des weiteren Schuldenanstiegs besteht, wohingegen nach Ansicht der Bankleute die Kreditnahme eines Landes von internationalen Märkten das Bild desselben verbessern würde.
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