Kredit in China: Ein chinesischer Banker packt aus!

Am 24.3. gab die Bank of China den Jahresbericht für 2010 heraus, dem zufolge ein Reingewinn von über 104,4 Mrd. Yuan erzielt wurde.

Was ermöglichte es der Bank so gute Resultate vorzulegen?

Welche Anpassungen will die Bank 2011 an ihrer Kreditstruktur vornehmen?

Welche Strategie verfolgt man bei der Kreditvergabe an Immobilienfirmen? Sind nach Abschluss des Finanzierungsplans 2010 weitere Rekapitalisierungen geplant? Ein Manager der Bank of China gibt auf all diese Fragen Antwort.

Die Erhöhung der Netto-Zinsspanne führte zu einem schnellen Gewinnanstieg

Der Nettogewinn der Bank of China betrug für 2010 104,4 Mrd. Yuan, was einem Zuwachs von 29,20% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Grund für den schnellen Gewinnanstieg sind nach Aussage des Managers eine deutliche Erhöhung der Netto-Zinserträge und der nicht zinslichen Erträge.

Im Jahr 2010 hob die Zentralbank (chinesische Volksbank) zweimal den Leitzins und sechsmal den Mindestreservensatz an und schuf damit die äußeren Bedingungen für eine Erhöhung der Netto-Zinsspanne der Banken. Wie der Manager erklärt, leisteten auch ein größere Spielraum bei der Preisfestlegung, sowie eine Verbesserung der Vermögensstruktur, einen wichtigen Beitrag zur Gewinnsteigerung.

Im vergangen Jahr optimierte die Bank ihr Preismanagement für Kredite in Yuan und ausländischen Währungen so, dass die neu vergebenen Kredite höhere Renditen aufweisen als 2009. Die Zinsspanne für das Kreditgeschäft in Kontinentalchina betrug im letzten Jahr 2,14% und lag damit 0,05 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Nach einem Strategiewechsel im Kommissionsgeschäft konnte die Bank außerdem im Jahr 2010 in Kontinentalchina Einnahmen aus Gebühren und Kommissionen in Höhe von 44,028 Mrd. Yuan erzielen – 21,47% mehr als im Vorjahr. Besagter Manager schätzt dass die Anhebung des Yuan-Leitzinses und die Verknappung der Liquidität der Bank 2011 eine bessere Verhandlungsposition verschaffen werden, und diese ihre Netto-Zinsspanne noch erhöhen kann.

2011 voraussichtlich ein geringeres Wachstum der Kreditvergabe

Gemäß den neuen geldpolitischen Vorgaben korrigierte die Bank im letzten Jahr Umfang und Ausrichtung der Kreditvergabe. Das Gesamtvolumen der in Kontinentalchina neu vergebenen Yuan-Kredite stieg 2010 um 17,58% auf 617,1 Mrd. an.
Dem Vernehmen nach wurden im letzten Jahr vor allem an staatlich geförderte Schwerpunktbranchen, sowie an Bau- und Infrastrukturprojekte zur Verbesserung der Lebensbedingungen Kredite vergeben. Der Anteil der an überkapazitäre Wirtschaftszweige gewährten Kredite nahm ab. Kredite für Kunden mit einem Rating von BB oder höher, sowie für kleine und mittelständische Betriebe nahmen anteilsmäßig zu.

Laut unserem Informanten ist auch für 2011 ein zweistelliges Kreditwachstum zu erwarten, das jedoch geringer ausfallen wird als 2010. Die Kreditvergabepolitik soll 2011 insbesondere folgende Bereiche unterstützen: Energie, Verkehr, Infrastruktur und andere Schlüsselbranchen, Energieeffizienz und Umweltschutz, neue Energien, neue Werkstoffe und andere strategisch wichtige innovative Branchen wie die maritime Wirtschaft, die Kulturindustrie, den Emissionshandel, sowie Industrien, die einer Erhöhung des Lebensstandards und der Binnennachfrage förderlich sind. Kredite an Alibifirmen von Gebietskörperschaften, überkapazitäre Industriezweige, sowie energie- und ressourcenintensive bzw. umweltverschmutzende Branchen werden vermieden. Gleichzeitig will die Bank die Kreditvergabe an KMU erweitern.

Schwerpunkt im Bereich Immobilienkredite auf kleinen und mittleren kommerziellen Wohnbauprojekten

Bis Ende 2010 hatte die Bank an Immobilienunternehmen in Kontinentalchina Kredite von insgesamt 296,7 Mrd. Yuan vergeben, einschließlich Krediten für Raumordungs- und Erschließungsprojekte – 22,71% mehr als im Vorjahr. Das entspricht 6,2% des Gesamtkreditvolumens im Mutterland und 8,4% der Firmenkundenkredite.

Besagter Manager erklärt, die Qualität der Immobilienkredite sei gut und das Risiko kontrollierbar. Die Gesamtsumme abgeschriebener Immobilienkredite und ihr Anteil am Kreditvolumen seien rückläufig. Ende 2010 waren insgesamt Kredite in Höhe von 2,99 Mrd. Yuan abgeschrieben worden – 602 Mio.Yuan weniger als im Vorjahr. Der Anteil der abgeschriebenen Kredite am Kreditvolumen insgesamt betrug mit 1,01% 0,48 Prozent­punkte weniger als im Vorjahr.

Im Geschäftsjahr 2011 soll die Gesamthöhe der Immobilienkredite kontrolliert werden. Im Vordergrund sollen Wohnbauten mittlerer und niedriger Preisklasse für den Eigenbedarf der Bewohner, und kommerzielle kleinere und mittlere Mehrfamilienhäuser stehen.

Keine Kapitalerhöhung für 2012 geplant

Nach der Emission von Wandelanleihen in Höhe von 40 Mrd. Yuan auf dem Kontinentalmarkt und von Aktien in Höhe von 60 Mrd. Yuan in Kontinentalchina und Hongkong, konnte der Kapitalbedarf der Bank fürs erste gedeckt werden. Ende 2010 betrug die Eigenkapitalquote der Bank 12,58% und die Kernkapitalquote 10,09% – ein Zuwachs von jeweils 1,44 und 1,02 Prozentpunkten.

Für das Jahr 2011 stehen eine Verbesserung der inner- und außerbilanziellen Vermögensstruktur und der Kapitaleffizienz auf dem Programm. Vor Ende 2012 ist keine weitere Erhöhung des Aktienkapitals vorgesehen.

Es heißt, der Vorstand habe eine Dividendenausschüttung von 0,146 Yuan pro Aktie vorgeschlagen. Dies würde zu einer mit 40% etwas geringeren Ausschüttungsquote als im Vorjahr führen. Die Dividende pro Aktien wäre damit im oberen Bereich und 0,006 Yuan höher als im Vorjahr. Bei der Dividendpolitik versuche man sowohl dem Kapitalbedarf im Hinblick auf eine künftige Ausweitung der Geschäftstätigkeit, als auch dem Wunsch der Aktionäre nach kurzfristigen Renditen Rechnung zu tragen und somit gute Voraussetzungen für ein langfristiges Wachstum des Shareholder Values zu schaffen.

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