Besonders hohe Schulden im Immobilienbereich
In „The Company Men“, einem amerikanischen Film, spielt Ben Affleck eine Führungskraft, die Golf spielt, ein gutes Auto fährt und in einer Luxusvilla wohnt. Aber all das ist auf einmal weg, als er seinen Job verliert. Er kann das Haus nicht mehr bezahlen, und seine Familie zieht bei seinen Eltern ein. Diese Leichtigkeit, alles zu verlieren, ist meist undenkbar im Grossteil der europäischen Länder. In Spanien ist das Zuhause das Letzte, was die Menschen aufgeben. Auch wenn die Schulden in den letzten Jahren in die Höhe geschossen sind, halten sich Zahlungsausfälle von Familien in Grenzen.
Die Anzahl der Schuldner hat sich seit Anfang der Krise ums Dreizehnfache multipliziert. Aber nur 2,7 % des geliehenen Geldes, welches für Wohnungen benützt wurde, wird als ausstehend betrachtet. Das Nichtbezahlen von Krediten im Immobiliensektor durch Unternehmen übersteigt hingegen 57.000 Millionen Euro, dreimal so hoch wie die Gesamtsumme der Schulden von Familien.
Es sind die Unternehmen, und speziell jene, die sich dem Bau und der Förderung von Wohnbauten widmen, die für dieses Loch verantwortlich sind. Die generelle Schuldenrate erreichte im November 7,5 %, aber die Experten glauben, dass 8% bald erreicht sein werden. Dies ist eine ähnliche Rate wie in den 90er Jahren.
„Die Verschuldung der Privathaushalte war immer geringer als jene der Unternehmen, da die spanische Gesetzgebung hier hart durchgreift. Dennoch stieg die Verschuldung der Privathaushalte in letzter Zeit stark an. Arbeitslosigkeit, verschwindende Ansparungen oder das Verschwinden der Solidarität innerhalb der Familie sind unter anderem dafür verantwortlich“, sagt Vicente Cuñat, Professor an der London School of Economics. Ein Amerikaner, der merkt, wie sein Haus an Wert verliert, geht zur Bank, legt die Schlüssel auf den Tisch, und weigert sich weiterhin für das Haus zu zahlen, da dieses weniger wert ist als die Schulden, die er für den Kauf bezahlen muss.
Viele Banken und Kassen bevorzugen es die Kredite zu erneuern
In Spanien besteht immer mehr die Nachfrage, dass man es so wie in den USA machen kann. Aber die aktuelle Regierung, als auch zuvor die Sozialisten, weigern sich mit dem Argument dass diese Entscheidung die Kredite der Banken erhöhen würde. Daher ist hier der Anreiz gering, nicht mehr weiter für sein Zuhause zu bezahlen. Aber nicht nur die Gesetzgebung trägt dazu bei, dass trotz einer Arbeitslosenrate von 21,5% die meisten Verpflichtungen gegenüber der Bank sehr ernst genommen werden. Auch die Unterstützung der Banken gegenüber Familien in den letzten Jahren trägt dazu bei.
Viele Banken bevorzugen es Kredite zu erneuern, die allerdings nicht zurück bezahlt werden können. Sie hoffen auf eine Besserung der Situation. Das Problem ist, dass die Banken diese Politik bereits zu Beginn der Krise angefangen haben und vier Jahre später nicht aufgegeben wird, da bereits ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, von welchem jeder spricht, aber das dennoch keiner bisher gesehen hat.
Die Kehrseite dieser optimistischen Vision sind die 74.000 Millionen Euro, die noch einzutreiben sind. Dieses Geld wurde Immobilienunternehmen und Bauunternehmen geliehen. Und dazu kommen noch 17.700 Millionen, die Familien aufgenommen haben, um sich ein Zuhause finanzieren zu können. Geld, das sie nun nicht zurück bezahlen können.
Wenn alle Bereiche zusammen gezählt werden, ergibt das eine Gesamtschuld von 134.000 Millionen. Wenn gefragt wird, wie sie denken, dass sie diese Zahl verringern können, weigern sich die Verantwortlichen der AEB, Fristen zu setzen und antworten lediglich, dass die Schulden sinken würden, sobald die Krise vorbei ist.
Die Situation kann aber noch viel schlimmer werden. Es könnten noch einmal 65.000 Millionen hinzukommen. Jene Summen, die aufgrund des Sektors aus welchem sie kommen, ein hohes Ausfallrisiko haben. Manche Experten sprechen von einem Schuldenstand von 200.000 Millionen, welcher in Zukunft erreicht werden könnte.
„Die Mehrheit der Wohnstätten, die eine Bank am Ende anhäuft, könnte besser oder schlechter verkauft werden. Aber das große schwarze Loch des Sektors ist der Boden, welcher nicht in Geld umgewandelt werden kann“, so Professor José García Montalvo.
Die Familien haben diesen Schlag bisher überstanden, aber es ist nicht sicher, ob das noch lange möglich ist. Vor der Krise war die Säumnisrate unter 1%, nun hat sie 2,7% erreicht und hört nicht auf zu wachsen.